Author: Doro Schreier
In kongolesischen Minen arbeiten schon Kinder ab sieben Jahren unter lebensgefährlichen Bedingungen, um Kobalt für Elektrogeräte abzubauen, die aus dem Verbraucheralltag nicht mehr wegzudenken sind. Bedeutende globale Elektronikhersteller wie Apple, Samsung oder Sony können nicht garantieren, dass in ihren Produkten kein Kobalt aus Kinderarbeit genutzt wird.
Welche Rohstoffe stecken in Waschmaschinen, Handys oder Autos und woher kommen diese?
Das kann kaum einer wirklich beantworten, dabei handelt es sich um Rohstoffe, die von Millionen Menschen tagtäglich unter schwersten Bedingungen in Bergbauschächten abgetragen werden. Um zu überleben, riskieren die Arbeiter ihr Leben und werden dann oftmals vom Militär ihres Lohnes beraubt. Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind die Verbraucher in den Industrieländern. Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys.
So müssen unter archaischen Bedingungen Arbeiter z. B. im Kongo mit bloßen Händen Rohstoffe wie Tantal, Zinn und Wolfram aus der Erde buddeln. Die Metalle werden dringend gebraucht, sind sie doch Hauptbestandteil zahlreicher elektronischer Geräte.
Bei den Lebensmitteln soll inzwischen alles Bio sein. Denn da weiß man, was drin ist, ja sogar von welchen Bauern die Eier oder die Milch kommen. Was allerdings in den Waschmaschinen, Handys oder Autos steckt und woher es kommt, das kann kaum einer wirklich beantworten.
Der gemeinsame Bericht „This is what we die for“ zeigt, wie schon Kinder ab sieben Jahren unter lebensgefährlichen Bedingungen in kongolesischen Minen das wertvolle Mineral abbauen. „Die Elektronikkonzerne nutzen Kobalt für die Akkus ihrer Smartphones, Tablets und Laptops, also in Geräten, die aus unserem Verbraucheralltag nicht mehr wegzudenken sind“, sagt Verena Haan, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland.
„In der Demokratischen Republik Kongo – wo mehr als die Hälfte des weltweiten Kobalts gewonnen wird – riskieren Männer, Frauen und Kinder im Kleinstbergbau täglich ihre Gesundheit und ihr Leben. Allein im Südkongo starben zwischen September 2014 und Dezember 2015 mindestens 80 Bergleute“, so Haan. „Globale Unternehmen dürfen sich nicht darauf berufen, dass sie angeblich nicht überprüfen können, woher wichtige Mineralien in ihrer Produktion kommen“.
Apple – Das “blutige” Geschäft mit dem iPhone – Schimmel, Wanzenbisse und eine 60-Stunden-Woche
Apple überstrahlt die Tech-Branche. Doch hinter all dem Glanz steckt eine dunkle Wahrheit. Denn produziert werden iPhones offenbar unter menschenunwürdigen Zuständen. Jetzt gibt es neue Vorwürfe. Schimmel an den Wänden, Wanzen in den Betten und bis zu 14 Menschen in einem Schlafraum: Die US-Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch kritisierte erneut einen Zulieferer des US-Technologieriesen Apple wegen der schlechten Arbeitsbedingungen und der miesen Unterbringung der Arbeiter. Im Werk des taiwanischen Zulieferers Pegatron in Shanghai werde in insgesamt 23 Fällen gegen Arbeitsschutzvorschriften verstoßen, erklärte die Organisation. Im Werk würden zahlreiche giftige Stoffe wie Quecksilber und Arsen verwendet – die Arbeiter wüssten aber nicht, wo diese Stoffe in der Produktion eingesetzt würden, und sie wüssten auch nicht, wie sie sich vor Vergiftungen schützen können.
BBC: Apple versagt beim Schutz von Arbeitern chinesischer Zulieferer
Immer wieder heißt es von den Konzernen, wenn ein Skandal aufgedeckt wird, man würde sich darum kümmern, doch dabei scheint es zu bleiben.
„Apples gebrochene Versprechen“ – so lautet der Titel einer Dokumentation der BBC, die 2015 für Schlagzeilen sorgte. Der Sender hat Reporter bei dem chinesischen Zulieferbetrieb Pegatron nahe Shanghai eingeschleust, die dort undercover drehten. Sie werfen Apple vor, dass sie ihre Zusagen nicht einhalten, chinesische Arbeiter bei Auftragsherstellern besser zu schützen. Für das investigative Magazin BBC Panorama filmten sie heimlich eine iPhone-Fertigungsstraße beim Auftragsfertiger Pegatron. Ihr hartes Resümee lautet, dass der iPhone-Hersteller laufend seine Versprechen bricht.
Die vorgegebenen Standards für Arbeitszeiten, Ausweiskontrollen, Schlafsäle, Arbeitsbesprechungen und minderjährige Arbeiter wurden demnach nicht eingehalten. Die Dokumentation zeigt Arbeiter, die während ihrer 12-stündigen Schichten in Pegatrons Werken in den Außenbezirken von Shanghai vor Erschöpfung einschliefen. Ein Undercover-Reporter in einer Fabrik, die Teile für Apples Computer herstellt, berichtete von erzwungenen 18 Arbeitstagen am Stück, obwohl er wiederholt um einen freien Tag bat.
Ein weiteres Team des britischen Senders reiste nach Indonesien, um die Herkunft des in Apple-Produkten eingesetzten Schwermetalls Zinn zu klären. Sie stießen auf klare Hinweise, dass Zinn aus illegalem und lebensgefährlichem Abbau in Apples Lieferkette landet. Dabei fanden sie sogar Kinder, die in bedrohlichen Situationen mit bloßen Händen an Zinnerz zu kommen versuchten – in einer hochgiftigen Schlammgrube und von einem möglichen Bergrutsch bedroht. Bilder aus der Dokumentation finden sich bei Business Insider. Apple teilte mit, dass das Problem nicht einfach zu lösen wäre, und betonte, dass die teils korrupten Regierungen der Länder den Arbeitsbedingungen keine Aufmerksamkeit schenken.
Apple hat sein iPad Pro von 12,9 Zoll auf 9,7 Zoll geschrumpft und auch das neue iPhone SE wandert mit einem Preis ab 489 Euro sicher wieder millionenfach über den Ladentisch.
Der Verkauf des IPHONE 5 boomte – Zwei Millionen Bestellungen in 24 Stunden,und weltweit twitterten Fans, er ist da – der NEUE von Apple. Stundenlang standen Fans weltweit vor den Applestores und warteten darauf, dass sie ihr erspartes Geld für das „teure“ Handy auf den Ladentisch legen konnten. Würden die Fans des neuen iPhones es auch dann kaufen, wenn sie wüssten, unter welchen Missständen es gebaut wurde? Ich befürchte ja.
Mittlerweile gibt es das IPHONE 6 und das nächste iPhone steht an und auch hier wird der Hype sehr groß sein – weltweit natürlich.
Trotzdem sollten wir immer wieder darauf aufmerksam machen, wie viel Leid mit diesen iPhones verbunden ist.
Mehr als 90% aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren besitzen heute ein eigenes Handy. Der Siegeszug des Handys in dieser Altersgruppe ist gleichzeitig ein Beleg für die wichtige Rolle, die dieses Produkt in der Alltagswelt von Jugendlichen spielt.
Gerade bei diesen Altersklassen sollte eine besondere Aufklärung erfolgen. Hier sind u. a. die Schulen und Eltern gefragt.
Ein Leben ohne Handy – kaum noch vorstellbar!
Die schöne Welt der Mobiltelefone hat eine dunkle, blutige Seite. Rebellengruppen im Ostkongo erobern Coltanminen und verkaufen illegal das seltene Erz, das für die Herstellung von Handys benötigt wird. Die Zivilbevölkerung wird brutal vertrieben. Vergewaltigungen werden als Kriegswaffe eingesetzt. Wenn man weiß, dass man Coltan verwendet oder kauft, für das eine ganze Dorfgemeinschaft niedergemetzelt worden ist, dann muss uns das zum Umdenken bringen.
Das Apple-Handy mag für viele ein tolles Gerät sein, keine Frage. Aber jede Käufer und jede Käuferin sollte sich Folgendes bewusst werden:
Mindestens 240 Euro Gewinn machte Apple mit jedem verkauften iPhone. Denn Apple produziert zu relativ niedrigen Kosten – und greift den Käufern trotzdem tief in die Tasche.
Die Abstände zwischen den Zeitpunkten, zu denen neue Geräte auf den Markt kommen, werden immer kürzer. Hinzu kommt ein Raubbau an Ressourcen (Apple-Handys sind kaum wartbar und müssen weggeworfen werden), die Ausbeutung der Mitarbeiter in den Zuliefer-Firmen, überhöhte Preise und vieles mehr.
… und das alles für ein mobiles Telefon.
Elektroschrott
Immer kürzere Gebrauchszeiten sorgen für einen rapiden Anstieg des Elektroschrotts – weltweit! Doch was passiert damit? Allzu oft landen unsere ausgedienten Elektrogeräte auf den weltweiten Müllkippen, wo Giftstoffe die Umwelt verschmutzen und wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber oder Indium ungenutzt vergraben werden. Die Folgen für Mensch und Natur sind verheerend.
In den fünf untersuchten Ländern Benin, Elfenbeinküste, Ghana, Liberia und Nigeria fällt jährlich rund eine Million Tonnen an Elektroschrott an. Etwa ein Viertel davon wird bereits als unbrauchbarer Abfall importiert, vor allem aus Europa.
Handys sind eine noch größere Goldgrube: Eine Tonne Handyschrott enthält rund 240 Gramm Gold, 2,5 Kilogramm Silber, 92 Gramm Palladium, 92 Kilogramm Kupfer und 38 Kilogramm Kobalt mit einem Gesamtwert von rund 10 000 Euro. Es lässt sich also richtig Geld verdienen. Das Problem dabei: Von den rund 35 Millionen Handys, die jährlich in Deutschland verkauft werden, finden gerade einmal fünf Prozent den Weg ins Recycling. Der große Rest darbt in irgendwelchen Schubladen, verstaubten Ecken oder verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Hausmüll.
Die sogenannte Basler Konvention, ein internationales Umweltabkommen, dem inzwischen rund 170 Staaten weltweit beigetreten sind, regelt die Kontrolle der grenzüberschreitenden Transporte gefährlicher Abfälle. Deutschland trat der Vereinbarung 1995 bei. Trotzdem werden jährlich rund 150 000 Tonnen deutscher Elektroschrott illegal, meist als Gebrauchtgeräte deklariert, nach Asien und Afrika exportiert. Für skrupellose Schrotthändler ein lukratives Geschäft, bringt der Wohlstandsmüll den Menschen in den Entwicklungsländern nur Nachteile.
Eine entsprechende Recyclingindustrie ist bislang nicht entstanden. Noch immer werden Handys, Kühlschränke, Fernseher, oder Computer per Hand ausgeschlachtet, wobei Menschen und Umwelt unter den zum Teil giftigen Inhaltsstoffen leiden. Um an begehrte Materialien wie Kupfer zu gelangen, werden Kunststoffkabel abgebrannt – eine Quelle für Luftverschmutzung durch Dioxin. Giftige Inhaltsstoffe wie Quecksilber oder Blei gelangen ins Abwasser. Siehe auch: Willkommen in der Hölle – E-Schrott-Albtraum in Afrika
Sklavenarbeit für unseren Fortschritt
Die Dokumentation „Sklavenarbeit für unseren Fortschritt“ zeigt erschütternde Bilder dieser Ausbeutung. Ob Waschmaschine oder Handy, ob Windrad oder Auto, zur Herstellung von Wohlstandsprodukten werden seltene Rohstoffe wie Zinn, Wolfram, Tantal oder auch Gold benötigt.
Und weil die Nachfrage boomt, strömen in Asien, Afrika und Südamerika Millionen Menschen in den Bergbau und graben die Rohstoffe für die Hightech-Produkte aus der Erde. Oft illegal, unkontrolliert und unter unsäglichen Bedingungen. Archaisch, wie zu biblischen Zeiten, holt Clement im Kongo mit bloßen Händen Gold aus dem Berg. Militär, Polizei und Behörden kassieren ihn ab.
Dann wird das Gold aus dem ehemaligen Kriegsgebiet Ostkongo geschmuggelt. Clements Familie ist hoffnungslos verschuldet, obwohl Clement oft Tag und Nacht schuftet. Christina in Bolivien gräbt nach Wolfram. Das Metall ist extrem hart, das bedeutet zwölf Stunden täglich Steine zertrümmern, bei Kälte und Nässe auf 4300 Metern Höhe. Sie hat keine Wahl. Sie muss sich und die Kinder durchbringen. Ihr Mann ist tot. Krankheit und Unfälle in der Wolframmine gehören zum Alltag. Dazu auch Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?
Der Autor Tilmann Achtnich macht sich auf die Suche nach der Herkunft seltener Rohstoffe in den Minen Afrikas und Südamerikas und erzählt die Geschichten der Minenarbeiter. Und er fragt nach: Welche Rolle spielt die Industrie? Gibt es Auswege?
Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone – bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man “geplante Obsoleszenz”. Siehe dazu Geplante Obsoleszenz: Kaufen für die Müllhalde
Billige Rohstoffe = billige Computer oder Handys. Doch wollen wir Konsumenten diese Bedingungen akzeptieren? Und was macht die Industrie? Weiß sie, woher ihre Rohstoffe kommen? Hat sie überhaupt ein Interesse an „sauberen“ Rohstoffen? Fakt ist: Ob Waschmaschine, Handys, Autos und Computer, Sklavenarbeit für unseren Fortschritt – Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind wir Verbraucher. Ein hoher blutiger Preis für unseren sogenannten „Fortschritt“!